Montag, Dezember 31, 2007

Silvesterlauf 2007

Silvesterläufe darf man ja nicht gewinnen, wenn man nicht der Verlierer der nächsten Saison sein will. Also ist ein Großteil von uns erst gar nicht angetreten.
Am Start waren schließlich nur André, René, Matthi und ich.
Die Strecke war wieder die altbekannte Strecke von Messepokal-, Sommerabend- und 100 km Lauf. Damit war auch von Anfang an klar, dass die Strecke stimmt und man keine Chance hat ein paar Meter kürzen laufen zu dürfen, wo doch Silvester ist.
Über 300 Starter waren am Start und es ging (auch das ist Tradition) mit leichter Verzögerung, aber sehr geordnet los.
Beim Silvesterlauf ist es so, dass es keine Altersklassenwertung gibt. Es werden die ersten 10 Männer und die ersten 10 Frauen prämiert. Ich bin mir nicht sicher, ob das uns Senioren mehr fordert und fördert oder eher als diskriminierend einzuschätzen ist. Der unstrittige Vorteil ist auf alle Fälle, dass die Siegerehrung schneller durch ist.
Jörg Matthé war 2 Tage vorher in Gera 20 km gelaufen. Ich dachte, dass ihm die noch in den Knochen Stecken würden und versuchte einfach mal nach dem Start an der Gruppe um ihn dran zu bleiben. Nach reichlich 1 km gab ich diesen idiotischen Versuch dann auf.
Zum glück liefen dann gleich André und Thomas auf mich auf und wir konnten die nächsten Kilometer in trauter Rund absolvieren. Dann, so ungefähr bei km 4, zog Thomas an, oder besser gesagt: er behielt das Tempo bei, obwohl es leicht bergan ging.
Und schon war eine Lücke zwischen Thomas und mir und zwischen mir und André. Aus der vorderen Gruppe war ein Läufer abgefallen und den nahm sich Thomas nun ins Visier. Als ich mich mal umdrehte war da nicht mehr André, sondern Denis Picaud, ein in München lebender Franzose der ab und zu bei Leipziger Läufen startet. Denis überholte mich dann auch kurz vor km 6 und ich hechelte ihm hinterher. Mal war der Abstand kürzer, mal länger. Bei einer Rückversicherung war da nicht mehr André, sondern Jörg Hoyer zu sehen.
Wie sich später herausstellte war André bei ca. km 7 im Gebüsch. Wahrscheinlich war der Doppelstart für LG eXa und SV Handwerk eine derartig verantwortungsvolle Belastung, dass sie ihm zu stark auf dem Magen- Darmtrakt geschlagen ist. Er kam dann irgendwo im Mittelfeld an und hat dabei noch die gesamte Zeitnahme durcheinander gebracht. Wahrscheinlich auch durch den Doppelstart.
So ca. 1 km vorm Ziel, an der Rennsituation hatte sich nichts geändert, stand da Matthi plötzlich am Rand und begleitete mich. Er war nach 4 km ausgestiegen, wegen seiner Erkältung die ihn doch mehr belastetet hatte als gehofft.  Aber der 3:40er Schnitt, den ich in etwa lief, war für ihn kein Problem und er konnte mir sagen, dass man Vorsprung bis zum Ziel reichen müsste und so war für mich Platz 10 klar.
Beim Einlauf auf die Kampfbahn sah ich dann plötzlich Denis gehend vor mir. Er war gestürzt und taumelte in Richtung Ziel. Ich nahm Tempo  raus und wartete bis er im Ziel war, bevor ich einlief. Denis war irgendwie im wahrsten Sinne des Wortes auf die Fresse gefallen. Das Gesicht war schwarz und aus der Nase lief das Blut in Strömen. Im Ziel gab's keinen Verbandkasten oder gar Sanitäter. Inzwischen haben unsere regionalen Läufe Größenordnungen angenommen, dass man mal ernsthaft überlegen sollte, ob es nicht notwendig ist medizinisches Personal zu involvieren.
Am Ende waren es dann eine 36:27. Keine Bestzeit, aber schnell genug- perfekt!
René kam mit einer 38:38 an. Keine Bestzeit, aber schnell genug- perfekt!
Höhepunkt war dann das gemeinsame Duschen mit Gregor. Besser kann ein Jahr nicht ausklingen.
Auf die Siegerehrung mussten wir ja nun warten und konnten so gleich noch die Tombola mit nehmen. Gelohnt hat sich's für Matthi, der einen 10 Euro Gutschein gewonnen hat. Allerdings hat Johnny ihn mit einem 20 Euro Gutschein getopt. Den Hauptpreis (1,5 l Flasche Sekt und 2 Schokloladenweihnachtsmänner) hätte Stemi gewonnen, wenn er da geblieben wäre. Er war aber wohl mit seinem Lauf- berechtigterweise- so zufrieden, dass er nicht damit gerechnet hat, dass es noch besser kommen könnte.
Bei der Siegerehrung stellte sich dann heraus, dass ich doch noch 1 Sekunde vor Denis gewertet wurde. Womit ich mal wieder als Arschloch da stehe. Danke!
Irgendwie sind die Preise beim LCA nicht für mich gemacht. Ich habe hier ja schon reichlich Alkohol gewonnen, den ich nicht trink und letztens gab's einen Fön für den ich schon fast 20 Jahr keine Verwendung mehr habe. Dieses Mal eine Flasche Sekt (war ja klar) und eine Blechschachtel von der AOK mit einem Kreuz drauf. Ah, ein Nothilfepack dachte ich. Beim Öffnen stellte sich heraus, dass es für eine Not gedacht ist, die ich schon lange nicht mehr habe. Inhalt waren Pfeffis, ein Stück Traubenzucker und ein Kondom. Es wäre ja noch hilfreich gewesen, wenn es anstatt Traubenzucker Viagra gewesen wäre, aber so nutzt es mir wirklich nichts. Wobei, in der Schachtel kann man die Viagra bestimmt gut aufbewahren.

gelaufen: 10 km

Freitag, Dezember 28, 2007

Kalenderblätter

Arbeiten Sie zwischen den Jahren?
Eine rein logisch irrsinnige, religiös aber sehr gefährliche Frage.
Zwischen den Jahren meint nicht die Zeit zwischen 31.12. 23:59:59 und 01.01. 00:00:00 Uhr, sondern die Zeit zwischen 25.12. und 06.01. Und genau in dieser Zeit dürfen christliche Fundamentalisten nur die allernotwendigsten Arbeiten verrichten. Ansonsten droht Unheil!!!
Allerdings gab es zur Zeit der Regeleinführung noch kein Training. Also ist auch nicht festgelegt, ob man in dieser Zeit trainieren darf oder nicht. Und wer zwischen den Jahren nicht trainiert kann die Stadtrangliste nun mal nicht gewinnen. Und leben wir ambitionierten Läufer nicht alle letzten Endes für die Stadtranglistenplatzierung? Freilich, viel besser wäre es vom Stadtranglistensieg leben zu können.
Heute war ich mit Chrische verabredet. Den Kilometerschnitt legten wir auf 4;45 (nachdem wir das arithmetische Mittel unserer Pläne gebildet hatten) fest. Gut wir gingen etwas schneller an, aber das ist ja auch normal. Bei guten Gesprächen verging die Zeit wie im Flug und wir wurden nicht langsamer, obwohl wir immer wieder gegenseitig betonten, dass wir jetzt ein bisschen Tempo rausnehmen wollen. Wir sind dann auch tatsächlich mal einen Kilometer in 4:36 und einen sogar in 4:43 gelaufen. Dafür sind wir dann den letzten (15.) gemeinsamen Kilometer in einem knappen 4er Schnitt gelaufen. Am Ende war's dann ein 4:25er Schnitt.
Nicht auszudenken was gewesen wäre wenn Chrische nicht (wie er immer betont) so völlig außer Form wäre.
Aber Spaß gemacht hat's unheimlich viel. Es ist auch wieder ein bisschen wärmer geworden, so dass ich mich beim Silvesterlauf wahrscheinlich nicht hinterm Kälteasthma verstecken kann.

gelaufen: 17 km

Sonntag, Dezember 16, 2007

Neustart

Nun ist sie also vorbei- die Pause.
Ab morgen geht's wieder los. Dann startet mein Plan für mein 6. Lauf- und mein 3. Wettkampfjahr. Bis jetzt war ich am Ende des Jahres immer in besserer Verfassung als am Ende des Vorjahres. Zum Glück ist das auch diesmal so.
Also wird es, wenn ich weitgehend von Verletzungen verschont bleibe und der Alterungsprozess nicht allzu rapide fortschreitet wieder ein Jahr werden wo die eine oder andere Bestzeit fällt. Und wenn es schwer wird, muss eben mal ein Halbmarathon voll gelaufen werden, da ist noch reichlich Zeitpotenzial drin.
Ansonsten sind kaum noch Steigerungen drin. Wie wir gestern schon mit Ronald und Dirk ausdiskutiert haben ist der Sieg in der Stadtrangliste nur zu topen, wenn man dreimal hintereinander bei den Olympischen Spielen im Marathon gewinnt.
Apropos Ronald und Dirk:
Woran erkennt man Freunde? Man sagt Ihnen, dass man auf der Laufrunde noch was in der Eisenbahnstraße erledigen muss und sie kommen einfach mit anstatt dort zu laufen wo es Spaß macht.

gelaufen: 11 km

Dienstag, Dezember 11, 2007

Spikes

Betrachten wir (zunächst) mal den Laufsport, so gibt es legale und illegale Mittel zur Leistungssteigerung. An sich sind ja Gesetze dazu da eingehalten und nicht hinterfragt zu werden. Wer sich an ein Gesetz hält nur weil es ein Gesetz ist, ist ein Opportunist, wer sich an ein Gesetz hält nur weil er die Strafe fürchtet ist ein Feigling.
Also hinterfragen wir und halten uns dann trotzdem opportunistisch , feige an die Gesetze.
Spikes sind im Laufsport also zur Leistungssteigerung erlaubt. Jeder darf Spikes anziehen, also ist Chancengleichheit gewahrt! Doch was ist mit den Läufern die sich keine Spikes leisten wollen oder können? Sind alle Spikes gleich, oder ist man erheblich bevorteilt wenn man bereit ist für ein Paar mehr als 100 Glocken hin zu legen? Und was ist mit den speziell auf den spezifischen Läuferfuß angepassten Spikes?
Ich bin heute mit Matthi viermal den Fockeberg hoch und wieder runter gelaufen. Er mit DS Trainern, ich mit NB 900. Die Trainer sind auf nassen Asphalt berghoch so richtig rutschig. Ich habe mich schlecht gefühlt, weil ich mit Materialvorteil gelaufen bin.
In Softwareprojekten höre ich jetzt auch hin und wieder etwas von Spikes. Ich habe mich sehr viel und äußerst intensiv mit Xtreme Programming auseinandergesetzt und weiß deshalb ziemlich gut, was mit einer Spike Solution gemeint ist. Doch die Kollegen sagen: "da müssen wir einen Spike machen!" und meinen: "Also lieber Kunde, wir sind nicht in der Lage Dir zu sagen, ob das, was wir Dir hier versprechen wollen, auch nur halbwegs funktionieren könnte. Deshalb basteln wir erstmal ein bisschen rum, um da schlauer zu werden und Du bezahlst das mal schön!".
Gestern morgen:
Engelsdorf, - 1 Grad Celsius, die Frisur hält.
Auf meinem morgendlichen Arbeitsweg habe ich jede Kurve mit maximal 2 km/h genommen. Voriges Jahr dachte ich, ist nicht vereist, war es auch nicht, bis auf diese ein Kurve. Zum Glück ist mein Laptop- den ich immer mit hin und wieder her schleppe- aus Alu und nur zerbeult worden. Aber das Erlebnis an sich wollte ich nicht unbedingt noch mal haben.
Gut, also immer schön langsam um die Kurven, dreimal hat das Hinterrad ausgeschlagen, aber so was ist ja kein Problem für eine versierten Veloisten.
Aber auf dem leichten Anstieg zwischen Mölkau und Holzhausen (recht und links ein weites Feld) hatte ich keine Chance mehr und schwups lag ich auf meiner hübschen Fresse, wobei es mir gelang artistisch den Körper unter die Tasche mit meinem Laptop zu werden, so dass dieser schön weich landete. Passiert ist nicht viel. Knie aufgeschlagen, Oberschenkel geprellt, komplexe posttraumatische Belastungsstörung.
Also habe ich mir dann gleich gestern früh ein Paar Reifen mit Spikes fürs Rad bestellt. Sind heute gekommen, wurden gleich montiert und so bin ich dann bei 6 Grad und Regen mit Spikes nach Hause gefahren. Wahrscheinlich bin ich der einzige Radfahrer in Leipzig und sehr weiten Umkreis, der zur Zeit mit Spikes unterwegs ist. Im Moment ist das sicherlich auch ein Nachteil. Ich kann den erhöhten Rollwiderstand ja wörtlich hören. Aber wenn das Blitzeis kommt, dann werden sie greifen, meine Spikes.

gelaufen: 12 km

Samstag, Dezember 08, 2007

Resozialisierung

Nachdem ich ja fast die ganze Frankfurt Marathon Vorbereitung alleine gelaufen war, erfahre ich jetzt wieder neu wie es so ist, wenn man nicht alleine durch die Gegend rennen muss.
Schön ist es!
Gestern und heute bin ich jeweils mit Ronald gelaufen, wobei wir immer durch einen Prominenten begleitet wurden.
Gestern war es der diesjährige Sieger des Magdeburg Marathons (und damit auch der Sieger des diesjährigen Magdeburg Marathons). Klar, dass man da läuft was das Zeug hält und so tut als wäre das alles locker, obwohl der Puls 10 Schläge über Maximalwert schlägt. Dann noch locker zu plaudern ist eine Herausforderung die wirklich als Höchstleistung einzustufen ist.
Und heute war es ein Lauftrainer aus dem Leipzig Marathon Organisationsteam.
Vielleicht sollten wir da eine Serie draus machen:
Laufen mit Prominenz, oder so.
Ich konnte gestern und heute mal wieder fest stellen, dass das Training in der Gruppe wesentlich einfacher ist. Man läuft, unterhält sich und die Kilometer werden wie im Flug absolviert. Die Frage ist nun, ob dadurch der Trainingseffekt sinkt. Ist es nicht besser sich im Training richtig quälen zu müssen?!
Ich weiß es nicht!
Aber das Training für den Leipzig Marathon hat ja noch nicht so richtig angefangen und erfahrungsgemäß sind wir ja spätestens am Ende wieder alle allein.

gelaufen: 28 km

Sonntag, Dezember 02, 2007

Marathonreligion

Marathon läuft man nicht, Marathon lebt man. Marathon ist Religion.
Nun kann man jede Religion von fundamentalistisch bis nur scheinbar leben. Normalerweise erntet man das Ergebnis für den religiösen Betreibungsgrad in einem anderen Leben. Beim Marathon ist das Resultat ziemlich direkt spürbar.
Allen Religionen ist gemeinsam, dass bestimmte Lebensmaximen empfohlen werden. Und meist sind die Unterschiede im Prinzipiellen nicht groß.
Hochmut, Geiz, Neid, Zorn, Wollust, Völlerei und Trägheit sind völlig zurecht die Todsünden und auch als Marathonläufer rächt sich jede Sünde unmittelbar.
Also wird man diesseits und jenseits ein besserer Mensch, wenn man Marathon lebt.
Schlüssige Beweisführung, oder?

gelaufen: 26 km