Sonntag, Oktober 14, 2007

Gemeinheiten

Gemeinschaften wie Vereine, Parteien, Sekten, Kollektive, Interessenverbände, Clubs und so weiter haben alle das Gemeine, dass sie Menschen gleicher Interessen oder Zwecke verbinden soll.
Schon vor über 20 Jahren habe ich mir mal intensiv Gedanken über die (abstrakt) soziologische Identität von Kleingärtnern und Punkern gemacht, wobei Der Kleingartenverein (auch wieder abstrakt soziologisch betrachtet) wesentlich asozialer ist als die Punkergemeinschaft.
Das Internet bietet nun eine wesentlich einfacher Möglichkeit Gemeinschaften zu bilden. Das studivz z.B.- in dem sich jeder registrieren kann, egal ob man studiert (hat) oder nicht- hatte im September 3.666.027.724 Seitenaufrufe, der Spiegel 405.467.226.
Es ist wesentlich einfacher online Gemeinschaften als realen Gemeinschaften beizutreten. Und normalerweise ist man da schön anonym und kann vorgeben der zu sein, der man gerne sein möchte. Allerdings kann normalerweise jeder eine solche Online Gemeinschaft bei ihren Tun ablesen (warum ist eigentlich ablesen ganz anders besetzt als abhören?). Wenn man also seinen Kumpels erzählt, dass einem die schöne Nachbarin gefällt und wenn man dann auch noch sehr bildlich und mit sehr einfachen Worten beschreibt warum das so ist, kann das auch die schöne Nachbarin lesen, deren Mann und die eigene Frau.
Mit solchen Konsequenzen muss man leben.
Aber muss die schöne Nachbarin auch damit leben können müssen?
Wer soll hier richten?

gelaufen: 38 km

4 Comments:

Anonymous Anonym said...

Hatte mich schon gewundert, dass deine Sicht der Dinge bisher noch nicht zur Sprache gekommen war.
Richten sollte man im Übrigen nur über sich selbst. Daher zeichnet sich die Lösung des scheinbaren moralischen Dilemmas (für mich) ganz von allein ab:
Die "schöne Nachbarin" kann an der Situation nichts ändern. Denn was ist der Unterschied zwischen "unwissend Gesprächsmittelpunkt zu sein" oder "sich dessen bewußt zu sein" (und daran rezipierend teilzuhaben - denn wer will nicht wissen, was über ihn erzählt wird, wenn schon erzählt wird). Der Unterschied liegt doch eigentlich "nur" in der ausgelösten Empfindung, welche das Spektrum zwischen "geschmeichelt sein, gekränkter Eitelkeit und Verletztheit" abdeckt.
Wer sich beim öffentlichen posten dessen bewußt ist, und wen bereits beim Verfassen moralische Zweifel plagen, der sollte doch einfach auf diesen einen Kommentar verzichten. Nicht jeder Gedanke zählt...

Gruß, Martin

Dienstag, Oktober 16, 2007  
Anonymous Anonym said...

Der Reiz der Online Gemeinschaft besteht m.E.darin, in der Kommunikation ohne die verräterische Körpersprache auskommen zu können und die Kunstfertigkeit in der Beherrschung unserer Sprache zu üben. Unsrere Eitelkeit und unser Selbstschutz bewahren uns dabei vor unbedachten Worten.
Wer unbesorgt daraul los schreibt, ist auch sonst nicht gerade ein seriöser Partner in der Gemeinschaft.
Gerade diese Reaktion haben Sie doch erwartet!

Donnerstag, Oktober 18, 2007  
Blogger Carsten Paul said...

Ich schreibe nicht, um Reaktionen- die ich erwarte- zu registrieren.

Donnerstag, Oktober 18, 2007  
Anonymous Anonym said...

Mir persönlich sind interessante Partner wesentlich lieber als seriöse. Aber wer möchte ,darf natürlich abends gern den Duden lesen ...

Donnerstag, Oktober 18, 2007  

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